Schweizerische Coolness, gepaart mit Präzision

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Vor ein paar Wochen habe ich euch meine neue Culotte von TRENDSCHNITT gezeigt, heute möchte ich die Frau hinter diesem und vielen anderen tollen Schnittmustern vorstellen. Susanne Hirt ist ausgebildete Schneidermeisterin und Gründerin von www.trendschnitt.ch. Sie zeigt Kreativen und Nähenden, wie sie ihre Kleider selber herstellen können. Ihre Näh- und Schnittanleitungen sind u. a. im Bulletin und in der Rundschau erschienen (schweizerische und deutsche Fachzeitschrift). Unterrichten tut sie an der F+F in Zürich, an der Klubschule in Luzern und ab und zu an der Berufsfachschule in Basel und Aarau. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in der Nähe von Luzern, kann Tyrrells Chips nicht wiederstehen und liebt das stöbern auf Flohmärkten.  

Foto: TRENDSCHNITT

Ich freue mich sehr, ihr heute hier eine Bühne bieten zu dürfen und hoffe, ihr findet sie selbst genauso cool wie ihr Schnitte. Also Vorhang auf mein neuestes Interview mit dem Blick hinter die Kulissen.

Warum war es dir wichtig, neben deiner Lehrtätigkeit selber Schnitte zu entwerfen?

Als ich zu unterrichten begann, war ich ständig auf der Suche nach guten Unterlagen. Im Jahr 2015 habe ich unter dem Label TRENDSCHNITT begonnen, diese selber zu entwickeln. Erfahrung hatte ich schon, da ich einige Jahre Verarbeitungs- und Schnittbeiträge für das Bulletin und die Rundschau entwickelte (schweizerische und deutsche Fachzeitschrift).

Ich finde es sehr bereichernd neben der Lehrperson, auch ein eigenes Business in der Modewelt zu betreiben. Die Kombination Unterricht und TRENDSCHNITT ergänzt sich ideal. Auch meine Kursteilnehmenden und Studierende profitieren davon.

Foto: TRENDSCHNITT

Entwickelst du zusammen mit deinen Studierenden Schnitte? Und wenn ja, wo kommen die entstandenen Schnittmuster dann zum Einsatz?

Ich unterrichte momentan an zwei Schulen:

  • An der F+F in Zürich unterrichte ich Schnittgestaltung. Die Studierenden lernen bei mir die Basics, die sie dann später bei ihren Dozenten anwenden können. Während des Studiums entstehen Projektarbeiten mit individuellen Kreationen. Im Diplomsemester wird ausserdem eine eigene Kollektion entwickelt. Die Ausbildung zum Modedesigner/in dauert 3 Jahre und ist ein Vollzeitstudium.
  • An der Klubschule in Luzern entwickeln Kursteilnehmende ihre persönlichen Schnittmuster und Kleider auf Mass. Das Ziel ist es, sich ein Basiswissen anzueignen und eine persönliche Garderobe herzustellen. Neben Schnittgestaltung unterrichte ich auch Nähen, Entwerfen, Materialkunde, … das ganze Spektrum. Der Lehrgang Mode & Design dauert 1,5 Jahre, insgesamt sind es 30 Kurstage.
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Foto: TRENDSCHNITT

Wie kamst Du zu Deiner Lehrtätigkeit?

Eine meiner ersten Stellen nach meiner Ausbildung zur Schneiderin war eine Assistenz an der Modeco in Zürich, schweizerische Fachschule für Mode und Gestaltung. In diesem Atelier haben meine Atelierleiterin und ich 18 Lernende ausgebildet. Außerdem absolvierte ich den eidgenössischen Fachausweis und die höhere Fachprüfung zur Schneidermeisterin und übernahm dann selber ein Lehratelier.

Später besuchte ich viele spannende Weiterbildungen, wie zum Beispiel: Aktzeichnen, Leder- und Korsageverarbeitung, Moodboard gestalten, CAD Schnittzeichnen, Shingo Sato Workshop … All dies hat mich zur Lehrperson gemacht, die ich heute bin.

Foto: TRENDSCHNITT

Wie würdest Du selbst den Stil Deiner Schnittmuster beschreiben? Und ist das auch Dein ganz persönlicher Stil?

Der Stil von TRENDSCHNITT entwickelt sich natürlich immer weiter. Schon seit einiger Zeit bin ich ein großer Oversize-Fan. Ich staune manchmal selber, dass es immer noch weiter und größer geht.

3 Dinge, die mir wichtig sind – und die den Stil von TRENDSCHNITT beschreiben:

  1. Cool
  2. Modern
  3. Raffiniert

Ich kaufe selten noch was. Letztens hab ich mir einen Kaschmirpullover gegönnt und ja – Secondhand mag ich auch. Ich nähe die meisten meiner Kleider selber und zeige motivierten Personen, wie sie das auch tun können.

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Foto: TRENDSCHNITT

Wenn du Schnitte entwickelst, denkst Du dann in Kollektionen, also sind einige Schnitte aufeinander abgestimmt?

Ja, die Schnitte sind aufeinander abgestimmt. Meist entwickle ich 2-4 komplette Outfits, das ergibt dann eine Minikollektion. Etwa einmal im Jahr lasse ich die Kleider fotografieren. Die Models sind meine beiden ältesten Töchter. Selten steh auch ich kurz vor der Kamera.

Foto: TRENDSCHNITT

Nähst du eigentlich noch für Dich selbst?

Das ist ja das tolle an meinem Job! Damals als ich mit TTRENDSCHNITT gestartet bin, war mein Hintergedanke: Hey cool, so kann ich Kleider für mich selber nähen. Das hat sich bis jetzt nicht geändert. Kein Schnitt geht raus, ohne dass ich ihn mehrmals im Alltag getragen und für gut befunden habe. Das Wichtigste für mich: Die Kleider sollen aussehen wie gekauft (oder besser).  

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Spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Deiner Arbeit eine Rolle?

In meinem Unterricht ist Nachhaltigkeit immer Thema, sei es bei der Stoffwahl oder auch beim Thema Turbonähen. Es ist ein Prozess und ich probiere meine Studierenden zu inspirieren. Eine ehemalige Kursteilnehmerin war eine Turbonäherin. Quantität stand vor Qualität. Eines Tages kam sie mit einem 4 Euro rosa Polyester Stoff an und wollte daraus die Bomberjacke nähen.

Sie war stolz auf ihr Schnäppchen. Der Stoff war schwierig zu verarbeiten. Es war unmöglich, den Reissverschluss schön einzunähen. Sie hat kurzerhand den Stoff in den Abfalleimer geworfen und sich einen Neuen gekauft. Es war ein grosses Learning für meine Kursteilnehmerin. Nie wieder kam sie mit einem Billigstoff an.

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Wie entstehen die Ideen, woher kommen deine Inspirationen und wie lange dauert es, bis eine Idee zu einem Schnittmuster wird?

Dauern tut es eigentlich immer lange, bis ein neues Schnittmuster rauskommt. Ich mache von A-Z alles selber.

Inspirationen finde ich auf der Strasse, auf Studienreisen, in den Medien oder an der F+F. Ich fotografiere, sammle Bilder, Stoffe, skizziere und gestalte damit Moodboards (Pinnwände). So entwickeln sich immer neue Ideen. Beim Entwerfen neuer Outfits höre ich auf mein Bauchgefühl und folge meiner Intuition.

Von der Idee bis zum fertigen Schnittmuster – diese 13 Schritte braucht es:

  1. Recherche, Moodboard gestalten, entwerfen des neuen Outfits
  2. Schnittmuster mit CAD Programm konstruieren
  3. Nähen des ersten Prototyps aus Moulure
  4. Anprobe, korrigieren und optimieren des Prototyps
  5. Das Kleidungsstück in Originalstoff für mich anfertigen und Probetragen
  6. Zweite Moulure nähen und dabei alle Schritte fotografieren
  7. Die Schritt – für Schritt Nähanleitung schreiben (ein Beispiel findest du hier)
  8. Das Schnittmuster in verschiedene Größen gradieren
  9. Anleitung und Schnitt von Studierenden testen lassen
  10. Ein zweites Kleidungsstück im Originalstoff für das Fotoshooting herstellen
  11. Kleider an Models fotografieren
  12. Schnittmuster online stellen
  13. Auf Instagram oder im Newsletter davon erzählen
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Hast Du Pläne für neue Teile? Worauf darf man gespannt sein?

Gerade erschien die No59 – ein Mantelhemd mit Kapuze.

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Zudem hat mir vor zwei, drei Wochen meine F+F Lehrkollegin ihre tollen Prototypen zum Thema T-Ärmel gezeigt. Ich war so begeistert, dass ich sie fragte: «Hey Anita, wollen wir nicht einen TRENDSCHNITT daraus entwickeln?» Und ja – sie kann sich das sehr gut vorstellen.

Seit ich das Buch „zero waste fashion design*“ gelesen habe, lässt mich das Thema «Kleider ohne Stoffabfall produzieren» nicht mehr los. Kann gut sein, dass ich in diese Richtung weiterdenke – man darf gespannt sein.


Vielen lieben Dank, liebe Susanne – es war mir eine Ehre. Das Thema Zero Waste Fashion treibt auch mich und viele meiner Leser um, und wir würden uns freuen, künftig mehr davon auch über Dich zu erfahren.

Wie immer hat mir Susanne auch einige Empfehlungen für euch auf den Weg gegeben, darunter viele tolle Bücher. Stöbern in meinem Empfehlungsshop lohnt sich also.

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10 Kommentarte
  1. Tolle Frau!
    LG Christine

  2. Sabrina 4 Jahrenvor
    Antworten

    Ich habe mir gerade mal die Schnitte angeschaut und ich finde sie sehr schön, außergewöhnlich, schick ohne verspielt zu sein. Aber schon ziemlich teuer… Ich weiß, es steckt viel Arbeit in einem Schnitt, aber bis zu 39 Franken würde ich nicht ausgeben.

    Grüße

  3. Vielen Dank! Total interessant.
    Liebe Grüße
    Sabine

  4. Bettina 4 Jahrenvor
    Antworten

    Wunderbare Idee, Mode auf diese Weise allen Frauen zugänglich zu machen!

  5. textilkreativ 4 Jahrenvor
    Antworten

    Super interessant die Frau hinter Trendschnitt kennenzulernen. Tolles Interview!

  6. Petra 4 Jahrenvor
    Antworten

    So entstehen Unikate und echte Lieblingstücke! Aus Stoff, bei dem neben der Farbe, das Muster und das Material stimmt. Tolles Interview, es macht direkt Lust die Nähmaschine mal wieder rauszuholen.

  7. Müller Beatrice 4 Jahrenvor
    Antworten

    Vielen herzlichen Dank für das tolle Interwiew!
    Eine sehr tolle Frau und Familie steckt hinter Trendschnitt.
    Ich habe schon ein Muster ausprobiert, ich bin sehr begeistert und das Shirt ist perfekt,dass ich genäht habe!!
    Werde bald das nächste ausprobieren?

  8. Anonymous 4 Jahrenvor
    Antworten

    Ich bin bei Susanne im Kurs „Mode und Design“ und bin total begeistert. Die Vorbereitung für ein Kleidungsstück ( zuerst mit Moulure nähen) ist zwar aufwändig aber es lohnt sich. So habe ich anschliessend den Mut mein Kleidungsstück mit einem teuren Stoff zu verarbeiten und mit der genauen und anschaulichen Anleitung von Susanne kann nichts mehr schief gehen.
    Esther

  9. Yvonne Sigrist-Bürkli 3 Jahrenvor
    Antworten

    Tolles Interview! Ich kenne Susanne schon lange, sie ist eine coole Berufskollegin & hat mich schon immer mit iherer Energie, der Kreativität & Professionalität begeistert. Mir gefällt ihr Stil & ich freue mich auf weitere Modelle.
    Yvonne Sigrist- Bürkli

  10. Gautschi Meriam 3 Jahrenvor
    Antworten

    Mit grossem Interesse habe ich Dein Interview gelesen und einige interessante Anhaltspunkte für meine weiteren Tätigkeiten gefunden: no waste in fashion design, die 13 Schritte von der Idee zum Schnittmuster und was mich auch noch interessieren würde, ist das Zusammenstellen einer kleinen passenden Kollektion. Danke für den spannenden Einblick in Deine Tätigkeit.
    Meriam Gautschi

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