Vom Einfach Machen und Feuer löschen

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Mein heutiger Interviewgast sollte eigentlich jedem Nähnerd inzwischen bekannt ist. Mira betreibt seit Jahren sehr erfolgreich einen Laden und Onlineshop Mira Rostock für Stoffe. Nur schwer kommt man an ihrem üppigen Angebot vorbei. Dabei begann alles eigentlich ganz anders. Im Eröffnungsjahr 2009 bot Mira zuerst skandinavische Kinderkleidung und Selbstgenähtes an. 2010 kam der Onlineshop dazu und 2013 wurde der Laden erweitert, da nun auch Frauenkleidung ins Sortiment kam. Seit 2017 fokussiert sich Mira aber komplett auf den Verkauf von Stoffmeterware.

Ihr 6-köpfiges Team steht ihr schon lange zur Seite und stemmt mit ihr gemeinsam das Geschäft. Eine Workshopleiterin ergänzt die reine Mädelstruppe, sobald es wieder Nähkurse geben kann. Denn auch dieses hat Mira in der Vor-Pandemie-Zeit angeboten.

Foto: https://www.mira-rostock.de/

Nun aber: Herzlich Willkommen, liebe Mira. Ich freu mich sehr, Dich heute an dieser Stelle begrüßen zu dürfen.

Leider kenne ich Deinen Laden vor Ort nicht, aber Dein Online-Shop ist stetig gewachsen, hat Stoffe für jeden Geldbeutel und hat vor einiger Zeit einen Relaunch hingelegt. Bist Du nun an einem Punkt, wo für Dich alles „rund“ ist?

Das ist richtig – wir haben im Laufe der letzten 12 Jahre viel ausprobiert, erlebt und auch Rückschläge eingesteckt. Ein stetiges Auf und Ab!

Auch unser Shopsystem mit Warenwirtschaftsprogramm haben wir wiederholt gewechselt, um immer ‚Up-to-date‘ zu bleiben. Auch wächst man mit der Zeit aus so manchen Mustern und Farben heraus, sodass immer mal frischer Wind ins Design einziehen muss. Mit dem neuen Onlineshop, den wir zu Beginn des Jahres gelauncht haben, bin ich sehr happy. Für uns ist vieles schneller und einfacher geworden und die Oberfläche passt wieder zu uns. Aber es gibt immer noch tausend Dinge, die verbessert werden könnten?.

https://www.mira-rostock.de/

Jeder Online-Shop hat ja so sein spezielles Alleinstellungsmerkmal. Du bist vor allem für Deinen Newsletter bekannt, der mittwochs und sonntags erscheint. Wie schaffst Du es nur, neben den Standardaufgaben wie Einkauf, Buchhaltung etc. auch noch solch einen umfangreichen Newsletter zu gestalten?

Unseren Newsletter haben wir eigentlich auch schon immer, nur hatten wir ihn bisher nur sporadisch gepflegt. Zum Jahreswechsel 2019/ 2020 hatten wir uns vorgenommen, diesen weiter auszubauen und eine gewisse Regelmäßigkeit einzuführen. Wir hatten dies dann genau geplant und als wir starten wollten, kam Corona. Erst haben wir überlegt, ob wir das jetzt trotzdem durchziehen wollen – immerhin waren alle von heute auf morgen verunsichert, unser Laden musste schließen… kann man da einfach mit heiler Welt weitermachen?

Wir entschieden uns für den wöchentlichen Newsletter, um unsere Kunden & Kundinnen weiterhin auf dem Laufenden zu halten und abzulenken. Was uns sehr gut gelungen ist! Unser Newsletter ist stark gewachsen und sehr beliebt! Immer wieder lesen und hören wir, dass unser Newsletter einer der wenigen in der Nähszene ist, der richtig viel Content bietet und sich gut liest.

Mittlerweile arbeitet unser ganzes Team gemeinsam auf die Newsletter hin und jede hat so ihre speziellen Aufgaben, die genau geplant und verteilt sind. Nur so schaffen wir die Vorbereitung neben unseren täglichen anderen Aufgaben.

Habt ihr Euch im Team gut aufgeteilt? Wie verteilt sich die Arbeit? Macht jeder das, was er am Besten kann?

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Ganz klar: ohne mein großartiges Team wäre ich aufgeschmissen und lange nicht da wo wir heute sind. Deshalb heißt es bei mir auch selten ‚ich‘ sondern meistens ‚wir‘.  Wir sind eigentlich alle Quereinsteigerinnen: als Reitmeisterin, Krankenschwester, Bauzeichnerin, Orthopädiemechanikerin und Kommunikationsdesignerin in Bühnen / Kostümbild sind wir ein bunt zusammengewürfeltes Dreamteam und ergänzen uns in unseren Fähigkeiten perfekt.

Im Laufe der Zeit hat sich schon gut heraus kristallisiert, wer was besonders gut kann und welche Aufgaben wem besonders Spaß machen. Wichtig dabei: wir reden auch über unsere Bedürfnisse und gehen aufeinander ein! Das klappt zwischen uns extrem gut und jede ist für jede da.

Anhand unseres Newsletters kann ich es sehr gut beschreiben:

Wir besprechen alle gemeinsam die kommenden Themen. Dann gehts los: Judy sucht Kombinationen zusammen, denn sie hat einfach den besonderen Blick für Farbzusammenstellungen. Bei Unklarheiten beratschlagen wir zusammen – ich habe immer nochmal den wirtschaftlichen Blick für das Unternehmen drauf. Anschließend mache ich die Produktbilder und kümmere mich um Fotosessions, um die Designbeispiele in Szene zu setzen, die Betty liebevoll genäht hat. Nika erfasst und beschreibt aufwändig die Stoffe, Produkte oder Nähpakete im System und stellt sie online. 

Ich schreibe den Newsletter und bin allgemein für die Vermarktung zuständig. Ja und wenn wir alle einen guten Job gemacht haben und anschließend die Bestellungen eintrudeln, kümmert sich Maria hingebungsvoll und schnell um den Versand, damit alle ihre Pakete glücklich erhalten.

Wie schaut es denn bei Mira Rostock mit dem Thema Nachhaltigkeit aus? Macht ihr Euch Gedanken und wie lebt ihr diese?

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Nachhaltigkeit ist uns auch sehr wichtig, keine Frage! Wir versuchen es soweit es geht zu berücksichtigen. So stecken wir unsere Waren nicht in extra Verpackungen im Karton, sondern schlagen diese nur mit Seidenpapier ein (welches unsere Kunden zuhause oft weiter verwenden). Wir benutzen Verbrauchsmaterialien wie beispielsweise Druckerpapier beidseits, um Ressourcen zu schonen und verwenden Plastiktüten, die wir mit Produkten geschickt bekommen, immer weiter. Auch Kartons, die wir von Lieferanten zugeschickt bekommen, versenden wir weiter.

Wir verwenden ökologische Reinigungsmittel / Hygieneprodukte für unsere Bereiche, kaufen Biokaffee aus Fair-Trade-Handel und lassen unsere Printprodukte CO2-neutral drucken (soweit dies möglich ist). Neulich haben wir unsere Verpackung für unsere eigenen Schnittmuster komplett umgestellt, so dass diese nun nicht mehr in Folie eingetütet werden, sondern in einer wieder verschließbaren Kartonverpackung gelagert werden kann, die zudem auch noch kleiner ist und weniger Material verbraucht.

Übrigens schneiden wir unsere Stoffe ab 0,3m in 10cm-Schritten ab – so entsteht nicht so viel Verschnitt, der möglicherweise weggeworfen wird.

Natürlich kann man hier noch viel weiter ausholen, aber es sind auch die kleinen Schritte, die zählen, oder? Wir bleiben dran!

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Jetzt wird’s persönlich: Was hast Du beruflich gemacht, bevor Du Dich mit dem Laden selbständig gemacht hast?

Gute Frage: ich bin gelernte Orthopädiemechanikerin. Handwerk liegt mir demnach schon immer – Hämmern, Bohren, Schleifen, Sägen – das war immer meine Welt. Während meiner Ausbildung in Leipzig (ich bin ja eigentlich waschechte Sächsin) habe ich das alles gelernt. Das Nähen habe ich erst später hier in Mecklenburg von einer lieben Kollegin gezeigt bekommen, damit ich die Bandagen an meiner gebauten Beinprothese selber nähen kann und so das komplette Werk aus einer Hand kommt. Bis dahin habe ich das immer als ‚Mädchenkram‘ abgetan – schließlich habe ich den ‚Männerjob‘ gelernt…aber siehe da – Nähen machte mir Spaß!

Und was hat Dich bewogen, den Schritt zu wagen?

Hm. Ich bin ein Mensch, der sehr begeisterungsfähig ist. Ich überlege nicht lange – ich mache einfach. Als meine Tochter ca. 3-4 Jahre alt war, wollte ich unbedingt Kleider, die ohne pink und Tüddel und Glitzer auskamen und nähte ihr diese dann einfach nach den Schnittmustern von Farbenmix selber. Es dauerte nicht lange und ich nähte für Freunde und für Märkte. Als dann bei uns in der Straße der Laden frei wurde, habe ich den kurzerhand gemietet und 3 Wochen später eröffnet – ohne Geld und Plan. Das war nicht sonderlich schlau, aber spannend! Bis heute!

Ein paar eigene Schnittmuster hat Mira Rostock auch schon herausgebracht. Habt ihr dafür eine eigene Schnittdirektrice?

Ja, unsere Nicole ist freie Mitarbeiterin und Schnittdirektrice und macht das ganz akribisch und vor allem fix! Keine ist so schnell wie sie! Ich liebe unsere Zusammenarbeit.

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Wie kann ich mir eine normale Arbeitswoche von Dir vorstellen? Welche Dinge müssen erledigt werden?

Das ist unterschiedlich. Meist hat meine Woche ca. 50-80 Arbeitsstunden. Ich finde es schwierig, das so zu betiteln, denn ich liebe meinen Job und arbeite schon immer gern und viel. Ein Leben ohne Arbeit wäre nicht meins – trotzdem weiß ich natürlich, dass ich da auf mich aufpassen muss und mir auch mal Auszeiten gönnen muss. Das tu ich dann auch – auf dem Wasser oder beim Sport.

Meine Aufgaben für die Woche sind vielfältig: Social Media, Marketing, Rechnungen koordinieren, Buchhaltung, Fotos schießen und bearbeiten, Newsletter und Instagram – Beitrage schreiben, Ware ordern, Reklamationen bearbeiten, mich ums Team kümmern, im Laden einspringen, auch mal nähen, Ideen schmieden und eigentlich täglich: Brände löschen und Entscheidungen treffen…. ?.

Hast Du Pläne für die Zukunft von Mira Rostock? Gibt es etwas, worauf sich Deine Kunden jetzt schon freuen können?

Vor Corona hatten wir großartige Pläne, die nun aber erstmal in weite Ferne gerückt sind. Was wir aber wissen: wir wollen weiterhin unser eigenes Schnittmuster-Sortiment ausbauen, wirklich guten Content liefern und unsere Kunden & Kundinnen online und offline mit Trends, Basics und immer neuen Ideen überraschen.

Denn: Stillstand ist der Tod! Meiner jedenfalls ?.

https://www.mira-rostock.de/
Mira Rostock  
Neue Werderstraße 4 
18057 Rostock
 
Öffnungszeiten:
 
Montag:     14-18 Uhr
Dienstag:   10-14 Uhr
Mittwoch:   geschlossen
Donnerstag: 14-18 Uhr
Freitag:    10-18 Uhr
Samstag:    10-13 Uhr

Vielen lieben Dank Mira, das war ein sehr inspirierendes Interview und ich wünsche einer so energiegeladenen und positiven Frau wie Dir alles Gute für Deinen Shop und Laden!

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