Barbie lässt grüßen

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Ich hab an dieser Stelle schon oft geschrieben, wie schwer ich tollen Stoffangeboten von 1000stoff widerstehen kann. Ich bin manchmal ein echtes Werbeopfer. Vor allem dann, wenn ich eigentlich gar keine Pläne hatte, zu dem der georderte Stoff passen könnte und ich dadurch Dinge produziere, die ich nicht brauche oder präferiere.

Zumindest versuche ich dann, Projekte zu finden, die ich entweder schon lange auf dem Zettel hatte oder die mich reizen, aber eben noch nicht eingeplant waren. So ist es mit den folgenden zwei Leinenstoffen geschehen, die Lara in ihrer Story gezeigt hatte. Die Farben Pink und Lime hatten es mir angetan und die Hose Selah und der Sporty Skirt passten gut zu dem Stoff. Also geordert und umgesetzt.

Für die Hose wird eigentlich eher Stoff mit Stand empfohlen und Popeline oder Baumwollsatin wäre eine perfekte Wahl gewesen. Der Leinen passt aber auch gut, er fällt etwas weicher. Das Besondere an der Hose ist der hohe Bund mit der beidseitigen Knöpfung und der Falte, die an diese Stelle gelegt wird. Die Idee ist sehr raffiniert, wird der Stoff nämlich einfach eingeschnitten, an einer Seite des Schnittes verstürzt und an der anderen die Falte gelegt und dann Knöpfe und Knopflöcher gearbeitet. Das ist so einfach und effektvoll, sowas begeistert mich ja.

Unterhalb der Falte fällt die Hose weit. Weite Hosen liebe ich und derzeit mag ich nichts anderes am Bein tragen.

Der Nähprozess war wie bei all meinen Fibremood-Projekten eine Freude – toll erklärte Anleitungen führen zu einem guten Endresultat. Die erste Anprobe hat mich dennoch schockiert. Ich kam kaum rein in die Hose und das, obwohl ich die richtigen Maße genommen habe und oben um die Taille sogar eine 40 und zur Hüfte hin auf 38 gradiert hatte. Was war geschehen?

Nachdem ich so viele Modelle in letzter Zeit genäht hatte, bei denen die Nahtzugabe bereits im Schnitt enthalten war, hatte ich beim Zuschneiden gar nicht drüber nachgedacht. Das rächte sich jetzt, es fehlten eben pro Naht 2 cm, im Ganzen also 8 cm (!). Was also tun? Ich habe jede Nahtzugabe halbiert, so dass ich immerhin auf 4 cm kam und siehe da, die Hose passt, mehr Umfang hat es nicht gebraucht. In der Taille ist sie sogar etwas zu weit, fürs Sitzen allerdings sehr gut.

Am Saum fehlte die Nahtzugabe auch, da störte es mich aber gar nicht, da ich die Hose eh in einer Crop-Länge haben wollte. Das passte also perfekt

Die zweite Anprobe schockierte mich aus einem anderen Grund. Von vorn sah die Hose toll aus, aber von der Seite ist das alles sehr unvorteilhaft. Der Schnitt ist nur für super schlanke Frauen geeignet, ansonsten betont er den eh schon ungeliebten „Nach-den-Wechseljahren“-Bauch. Diesmal hatte ich keine rettende Idee. Ich probierte verschiedene Kombinationen mit Oberteilen – kurz und knackig (für schlanke Frauen toll!), lang und weit (geht, aber nicht optimal, da man nichts vom tollen Knopfdetail sieht), halblang mit Weite oder Bündchen (kann man gut tragen).

Ich hab beschlossen, die Hose selbstbewusst zu tragen. Sicherlich nicht mit einem Oberteil, dass über dem Bund endet oder in der Hose getragen wird. Aber wenn ich das Oberteil etwas überlappen lasse, geht es und man hat trotzdem eine Idee vom Schnitt. Als besonderen Clou habe ich zudem olivgrüne Knöpfe gewählt. Zum einen, weil ich keine anderen zur Verfügung hatte und zum anderen gefiel mir der Kontrast.

Schnitt: Hose Selah von fibremood
Stoff: gewaschenes Leinen über 1000stoff
Arbeitsaufwand: 6 h
Kosten: ca. 48 €

Der Rock ist aus demselben Stoff entstanden, die Farbe nennt sich Lime und ist ein sehr helles Grün oder ein leicht bläuliches Gelb (auf den Bilder wirkt es grüner als in der Realität). Wie ich finde, eine tolle Farbe. Für den Schnitt brauchte ich nur 1 m, so fiel die Entscheidung leicht, den Stoff gleich mitzubestellen.

Der Schnitt beinhaltet sehr viele Varianten: drei verschiedene Längen und für die Mini- und knielange Version jeweils einen normalen oder abgerundeten Saum. Die Midi-Variante hat nur den abgerundeten Saum. Von der Anleitung war ich allerdings weniger begeistert. Schon lange nicht mehr so eine schlechte Beschreibung gehabt. Obwohl der Schnitt ja ausdrücklich für Anfänger gedacht ist (zu denen ich ja noch nicht mal gehöre mit 36 Jahren Näherfahrung).

Ich hatte ein Problem: die Seitennähte waren bei Vorder- und Rückenteil nicht gleich lang – bereits im Schnitt nicht. Es gab auch keine Passzeichen, so dass beim Zusammennähen nicht klar war, soll ich die Naht oben oder unten stimmig ansetzen. In der Anleitung tauchte dieses (nicht unwichtige) Detail gar nicht auf. Ich entschloss mich dann, die Seitennähte anzupassen, auf die Gefahr hin, dass der Schnitt damit verändert wurde.

Der Rocksaum wird mit Beleg gearbeitet, auch hier passten die Seitennähte nicht zusammen. Vermutlich hätte es am Ende gestimmt, hätte ich beim Rock die Seitennaht von oben passend genäht und beim Beleg von unten. Ich hätte mir hierfür aber eine Erklärung gewünscht. Ich denke, der Rock wäre dann hinten etwas länger als vorn geworden, so ist er ziemlich gerade.

Alles weitere war unkompliziert: einfache Eingriffstaschen, abgesteppter Gummizug im Bund, die Länge passt. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden und die Farbe bereichert meinen Kleiderschrank, auch wenn ich Röcke eher selten trage. So habe ich jetzt aber – alternativ zu Hosen – noch ein Kombinationskleidungsstück für Blusen und Shirts, denn davon habe ich für den Sommer auch eine ganze Menge – wie hier diese Fischgrat-Bluse aus einer Brigitte.

Schnitt: Sporty Skirt von Winter Wear Designs
Stoff: gewaschenes Leinen über 1000stoff
Arbeitsaufwand: 4:45 h
Kosten: ca. 38 €

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