Heute freue ich mich besonders, einen neuen Interviewgast auf meinem Blog begrüßen zu dürfen. Monika von „schneidernmeistern“ ist für mich ein kleines Phänomen im inzwischen doch großen Kosmos der unabhängigen Schnittmusterlabels. Ihre Schnitte sind reduziert, alltagstauglich und was ganz besonders hervorsticht: bei ihr geht es nicht um Masse, sondern um Klasse. Es erscheinen nicht am laufenden Band neue Schnitte, eher zeigt sie uns, wie man gut sitzende Grundschnitte einfach und kreativ abwandeln kann. Ob nun die schon berühmten Else, die es auf ganze 7 verschiedene Varianten bringt oder das Add-Ons für den HOSEnträger (der im Herbst übrings auf meiner Nähliste steht?) , der Variantenreichtum macht ihr Label aus.
Und nun: Willkommen, liebe Monika!
Was hast Du gemacht, bevor Du Dich selbständig gemacht hast?
Wie viele mittlerweile wissen und immer nicht glauben können, bin ich nicht die leidenschaftliche Näherin. Auch wenn wir früher zuhause viel genäht haben, habe ich schnell gemerkt, dass das Nähen, wird es irgendwann zum Beruf, nicht mehr ganz so viel Spaß bringt, wie wenn man sich zuhause ausprobieren kann. Meine eigentliche Leidenschaft gehört dem Theater und so habe ich relativ schnell nach der Meisterprüfung alles daran gesetzt, irgendwie in ein Theater zu kommen. Ich habe lange Jahre in der Schneiderei des Theater am Gärtnerplatz gearbeitet und bin dann schlussendlich über Praktika und 2 Spielzeiten bei den Bad Hersfelder Festspielen als Kostümassistentin an Oper und Schauspiel Köln gelandet. Auch wenn man in diesem Job seine Seele verkauft, so ist es doch eine wahnsinnig spannende Zeit gewesen, vor allem hinter der Bühne, bei Proben und Aufführungen dabei sein zu können.
2011 sind wir dann ans „Emden der Welt“ gezogen – vielleicht können sich einige noch daran erinnern, dass das zu Beginn der Name meines Labels war. 2012 ist unser Sohn geboren und aus Mangel an alltagstauglicher Kleidung ist damals die Else entstanden. Und so ging es dann auch ziemlich schnell los mit der Selbständigkeit.
Dein Label steht für reduziertes, zeitloses und variables Design. War Dir von Anfang an klar, welche Stilrichtung und welche Idee Du mit schneidernmeistern verkörpern willst?
Nein. Ich bin mit viel Spaß und kreativer Freude an die Else rangegangen. Ich hatte diese fixe Idee, dass ich aus nur einem Kleiderschnitt meine komplette zukünftige Garderobe erstellen könnte, von casual bis schick und so sind mir innerhalb einer oder zwei Wochen unzählige Varianten eingefallen und ich habe 7 Kleider genäht. Alle waren unterschiedlich, doch hatten sie alle die gleiche Basis. So ist die Idee des Baukastensystems entstanden. Erst nach und nach hat sich herauskristallisiert, dass das ein Ansatz ist, den ich weiterverfolgen möchte. Es sind viel zu viele ähnliche Schnittmuster auf dem Markt und als Laie sieht man oft nicht, dass die meisten eine ähnliche Grundlage haben und man mit ein zwei Handgriffen etwas Neues gestalten kann. Schaut man sich aber zum Beispiel in einem Schnittmusterheft die technischen Zeichnungen an, so sieht man, dass die 30 Modelle im Heft oft auch nur Varianten sind.
Im letzten Jahr habe ich den Gedanken dann in der Elsenschwestern-Reihe fortgesetzt. Hier handelt es sich um aktuell 3 „unterschiedliche“ Schnittmuster, die aber die gleiche Basis haben und somit lassen sich alle Schnittteile untereinander kombinieren. Man kann also Kragen, Ärmel, Vorder- und Rückteile durcheinander mixen und erhält somit immer wieder ein neues Schnittmuster je nach Vorlieben. Quasi ein erweitertes Baukastensystem.
Schlussendlich ist das, was ich mit schneidernmeistern verkörpern möchte, dass wir wieder mehr mitdenken bei der Wahl unserer selbstgenähten Kleidung, dass Schnitte, die technisch gut gemacht sind, Spielraum lassen für eigene Interpretationen und den persönlichen Stil.
Deckt sich der Stil Deiner Schnittmuster mit Deinem eigenen oder experimentierst Du in Deiner privaten Garderobe mehr mit anderen Stilelementen?
Prinzipiell deckt sich mein Stil auf jeden Fall mit dem Stil von schneidernmeistern, schließlich entwickle ich die Schnitte in erster Linie nach meinen eigenen Vorlieben. Ich experimentiere tatsächlich wenig, sowohl was sogenannte Modetrends als auch Farben betrifft, mittlerweile bin ich da ziemlich festgefahren…
Auf Deiner Webseite beschreibst Du, dass Dein Stil auch eine Form der Nachhaltigkeit ist. Kleidungsstücke, die langlebig, vielfältig kombinierbar und im Stil zeitlos sind, tragen mit Sicherheit dazu bei. Achtest Du noch auf andere Formen der Nachhaltigkeit in der Auswahl von Stoffen oder bei der Wahl Deiner Kaufkleidung?
Das ist ein wichtiges Thema, da man gerade im Alltag doch oft auf festgefahrenen Strukturen sitzt. In letzter Zeit habe ich wenig Kleidung für mich gekauft, obwohl ich nicht so viel nähe, dennoch habe ich mehr als genug Kleider zum Anziehen (allein schon die ganzen Prototypen…). Ich versuche, Alternativen zu den gängigen Marken zu finden, gerade bei Schuhen finde ich es aber sehr schwierig. Leder steht in der Produktion und Verarbeitung sehr in der Kritik und so habe ich mir in letzter Zeit schon den ein oder anderen Kauf versagt.
Du bringst nicht dauernd neue Schnittmuster auf den Markt. Kann man denn dann von dem Business leben? Vermutlich bringt die Arbeit als Schnittdirektrice mehr Einnahmen…
Das ist ein Thema das mich in letzter Zeit sehr umtreibt. Es ist natürlich wichtig, dass ein Unternehmen wächst. Dazu muss man regelmäßig neue Schnittmuster herausbringen, möglicherweise Mitarbeiter einstellen für die Kommunikation, das Nähen der Prototypen, jemand muss die sozialen Medien bespielen, damit man im Gespräch bleibt und, und, und – nur so könnte ich die Zeit sinnvoll nutzen um kreativ zu sein. Ich arbeite nach wie vor alleine und die Authentizität meiner Marke ist mir unheimlich wichtig. Das steht in direkter Konkurrenz zu der Notwendigkeit, ein um das andere Schnittmuster herauszubringen, das es meines Erachtens schon häufig genug gibt.
Mich interessiert eher die technische Seite des Berufs, also das Herausfinden, warum etwas funktioniert. Das ewige Neuerfinden eines T-Shirts liegt mir leider nicht im Blut und so bewege ich mich auf einer Ebene, die für meine Familie und mich genau richtig ist. Diese Einstellung war während der Corona-Pause ein großer Glücksfall. Ich konnte unseren Sohn zu Hause betreuen und musste mich nicht zwischen Homeschooling und Home-Office zerreißen.
Dennoch merke ich, dass es mir viel mehr Spaß macht, am Computer zu sitzen und ein Schnittmuster zu entwerfen, als es hinterher zu nähen und so werde ich über kurz oder lang hoffentlich mehr als Schnittdirektrice arbeiten.
Für alle, die noch nicht genau wissen, was alles eine Schnittdirektrice macht: erzähl uns doch bitte mal, wie ein typischer Auftrag bei Dir abläuft und welche Vorgaben Du brauchst, um den Auftraggeber zufrieden zu stellen.
Wenn ich für mich arbeite, beginnt es mit einer Idee, vielleicht einem Foto oder einer schnellen Skizze die ich unterwegs gemacht habe. Dann fange ich an mit der Umsetzung des Schnittmusters und bin da natürlich viel freier, da ich auch spontan entscheiden kann.
Bekomme ich eine Anfrage, ist das Stück vielleicht auch schon genäht nach einem selbst gezeichneten Schnitt.
Da ich den Schnitt nicht in der Originalgröße in mein CAD-Programm laden kann, benötige ich genaue Maße, um das Schnittmuster „nachzubauen“. Das ist natürlich etwas aufwändiger, aber für mich die bessere Art des Arbeitens, da ich die Konstruktionsbasis selbst erstellt habe. Wenn ich mit dem ersten Entwurf fertig bin, geht der Schnitt zur Korrektur und/oder zum Probenähen an den Kunden. Nach 1 – 2 Korrekturphasen müsste alles so sein, wie es gewünscht war. Wer mag, bekommt als zusätzliche Dienstleistung den Schnitt auch in einem A4 Template, zum Ausdrucken zuhause, ansonsten auf einem A0 Bogen zur Weiterverarbeitung mit einem Grafikprogramm.
Und wie siehts mit den Preisen aus? Kannst Du uns verraten, in welcher Preisspanne sich eine Schnittentwicklung bewegt? Vielleicht am Beispiel eines Kleides?
Das kommt immer darauf an, wie aufwändig das Kleid angedacht ist. Ich benötige auch für schnitttechnisch einfache Schnitte mindestens 2-3 Arbeitsstunden. Den genauen Preis kann ich natürlich erst mitteilen, wenn ich das Angebot gemacht habe. Die meisten Aufträge bewegen sich aber um die 250 – 300 Euro.
Gerade hast Du die Rockbüx – einen Schnitt für eine sehr weite Haremshose – wieder neu aufgelegt. Gibt es weitere geplante Projekte für uns HobbyschneiderInnen, auf die wir uns freuen dürfen?
Die Rockbüx war ein richtiges Spaßprojekt und ist schon 6 Jahre alt… Nach dieser freudlosen Coronazeit brauchte ich etwas, das sich sorglos anfühlt und da das Schnittmuster noch nicht im neuen Layout vorlag, war es perfekt.
Im Herbst soll es mal wieder einen klassischen Elsenherbst geben – ein „Best of“ sozusagen, die Elsenschwestern-Reihe bekommt ein neues Familienmitglied und mir schwirrt schon seit einem Jahr ein Projekt im Kopf rum, das ich nun endlich verwirklichen möchte. Es geht also auf jeden Fall weiter!
Wo kann man dich einmal persönlich treffen und wie kommt man in Kontakt, wenn man Deine Dienstleistungen in Anspruch nehmen will?
Also, wer in Bremen wohnt, hat immer die Möglichkeit mir zufällig über den Weg zu laufen – im Gegensatz zu mir, wissen meinen KundInnen und Follower ja, wie ich aussehe ?
Kontakt kann man am besten über meine Website aufnehmen www.schneidernmeistern.com, per Mail info@schneidernmeistern.de oder per Instagram oder Facebook @schneidernmeistern.
Lieben Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Wer ein gutes Buch zur Schnittmustererstellung und ein paar Nähgadgets sucht, für den hat Monika ein paar Empfehlungen, die Ihr gekennzeichnet in meinem Shop findet.
Liebe Anke,
auch hier noch einmal ganz herzlichen Dank für die Einladung zum Interview. Es hat sehr viel Spaß gemacht über deine Fragen nachzudenken.
Herzliche Grüße, Monika
Das freut mich und auch ich hatte sehr viel Freude, die Fragen zu finden und Deine Antworten zu lesen. Liebe Grüße Anke
HALLO. ICH BIN ÜBER INSTAGRAM AUF DEINEM BLOGVGELANDET UND WERDE MICH JETZT DURCHKLICKEN. ICH BIN BEI INSTA GELANDET, DA VIELE BLOGGERINNEN SICHVDORT TUMMELN… Lese doch do gerne Blogs. Tolles Interview. Lieben Gruß