Sonst Gastgeberin – heute Gast

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Viele kennen Ina von fitzladen als Teil der Gastgeberinnen des Me Made Mittwochs. Heute ist sie bei mir zu Gast, um bei ihr hinter die Kulissen zu schauen. Bevor Ina ihren eigenen Blog fitzladen im September 2015 startete, war sie lange stille Mitleserin anderer Blogs und profitierte von der Nähcommunity. Bis sie selbst bei einem Schnittmuster einen groben Fehler entdeckte und das Bedürfnis erwachte, davon zu berichten und etwas zurückzugeben.

Das Mohnblumenkleid wurde Inas erster Beitrag
Foto: fitzladen

Der Name des Blogs entstand aus einem in ihrer Kindheit gebräuchlichen Wort: dem Fitzlädchen. So wurden die Kurzwarengeschäfte in ihrer Familie bezeichnet. Ihre Leidenschaft für Handarbeiten hat sie von ihren Großmüttern „geerbt“, besonders die nähende Oma Lotte hat sie geprägt. 10 Kinder mussten von ihrer Oma eingekleidet werden, da blieb oft nur das selber nähen. Und der „Fitzladen“ war zentraler Anlaufpunkt im Ort.

Ina hat mir im Interview spannende Einblicke gewährt und mir wieder einmal gezeigt, wie unterschiedlich wir einerseits mit Stil und unserem Hobby umgehen, andererseits wie wir uns immer wieder an den Ergebnissen und Geschichten des anderen freuen können. Das macht für mich unsere Nähcommunity aus.

Foto: fitzladen

Wie bist du zu der Ehre gekommen, Teil des Me Made Mittwoch-Teams zu werden?

Im März 2017 durfte ich schon mal als Gastbloggerin beim MMM aktiv mitmachen. Ich war damals ziemlich stolz darauf, weil ich wusste wie beliebt und verbreitet diese Plattform in der Nähszene war. Und dann ergab es sich im November 2018, dass die Vorgängercrew die Organisation gern in neue Hände abgeben wollte.  Zu dieser neue Truppe zählen außer mir noch Elke https://grueneblume.blogspot.com/ , Sylvia (auf Instagram @frauenoberbekleidung), Elke https://www.elkma.de/  Carola https://naehkatze.blogspot.com/ und Doreen (auf Instagram @Wolleliese). Wir sechs kennen uns von gemeinsamen Nähtreffen.

Übrigens hat die Berlinerin Catherine (bei Instagram unter @allurescat)  vor 10 Jahren (im Februar 2010) den MMM auf Ihrem privaten Blog ins Leben gerufen. Ist doch genial, dass es dieses tolle virtuelle Treffen immer noch gibt, oder?

Was machst Du beruflich und welche anderen Hobbys/Interessen hast Du noch?

Ich bin Journalistin und arbeite als Fernsehredakteurin beim MDR. Weil ich viel kommuniziere und täglich mit zahlreichen Menschen in Kontakt bin, genieße ich es, zu Hause in meinem Nähzimmer abzutauchen. Dort ist es relativ still – keine Podcasts, keine Musik, keine Videos auf dem Tablet. Ich bin für mich und ganz bei mir und meinen Nähprojekten. Den Luxus eines eigenen Nähzimmers habe ich erst seit zwei meiner drei Kinder  ausgezogen sind. Und dann gibt es noch einen sehr großen Garten, in dem ich mich gerne austobe.  Außerdem tanze ich mit meinem Mann regelmäßig Standard und Latein und wir gehen in Konzerte und in die Oper. Tanzsaal und Opernhaus sind natürlich perfekte Orte, um selbstgenähte Kleider auszuführen.    

Foto: fitzladen

Wie würdest du Deinen Kleidungsstil beschreiben? Gibt es Lieblingsfarben oder eine Art „roten Faden“ bei Deiner Garderobe?

Ich liebe Kleider. Auch Röcke mag ich inzwischen gern. Bei beidem  überwiegen die  selbstgenähten Teile in meinem Schrank. Was ich sehr selten nähe, sind Hosen. Da bin ich immer noch eine bekennende Käuferin.

Mein Stil ist eher reduziert – klassisch. Ich mag es gern geradlinig, feminin mit raffinierten Details. Vielleicht trifft lässige französische Eleganz das, woran ich mich orientiere. Verspielte Elemente, wie Schleifen, Volants oder Rüschen gibt es bei mir kaum.  Bei den Farben ist Blau mein Favorit – in allen Schattierungen, die Töne am liebsten immer ein wenig gebrochen, nicht so leuchtend. Dunkelblau ist mein Schwarz. Bei Mustern habe ich durch die Fotos für den Blog viel gelernt. Streifen gehen immer, Punkte eher selten (da sie schnell niedlich wirken).  Muster allgemein funktionieren bei mir in der Fläche (als komplettes Kleid z.B.) oft nicht so gut. Deswegen habe ich  gerade endgültig einige Teile aus meiner Selfmade-Garderobe aussortiert.

Welche Art von Schnittmustern reizt Dich und wo holst Du Dir Deine Inspirationen?

Foto: fitzladen

Ich bin bekennende Burdastyle-Näherin und  nutze auch ganz gerne FashionStyle-Schnitte, da sie mir gut passen. Aber ich habe in der letzten Zeit auch einige kleine Schnittmusterlabel ausprobiert.  Maison Fauve z.B. und hier liegt gerade eine Grasser-Bluse bereit.

Seit ich auf Instagram unterwegs bin, finde ich dort natürlich viele Anregungen. Aber ich schaue immer noch gerne auf Blogs. Ab und zu gehe ich auch in Geschäfte, probiere bei Lieblingslabels was mir gefällt und schaue dann zu Hause nach entsprechenden Schnitten.

Wo kaufst Du am liebsten Stoffe und worauf achtest Du bei Deiner Stoffauswahl?

Ich kaufe gerne im Urlaub im Geschäft, sozusagen Stoff-Souvenirs. Außerdem liebe ich die Karstadt-Restekiste. Seit ich letzten Sommer beim  Zuleeg-Werksverkauf war, bestelle ich auch dort gern. Da gefällt  mir vor allem die „Made in Germany“-Philosophie des Herstellers. Darüber hinaus gibt es noch zwei, drei kleinere Shops, bei denen ich mich auskenne und  online Stoffe kaufe. Bei der Auswahl achte ich schon darauf, dass Naturfasern überwiegen und ich kaufe eher hochwertige Stoffe. Für ein aufwendiges  selbstgenähtes  Teil, welches nach wenigen Wäschen pillt oder verblasst, ist mir meine Nähzeit zu schade.

Foto: fitzladen

Was macht für Dich den Reiz des selber Nähens aus? Ist es das Handwerkliche oder findest Du bei  Kaufkleidung einfach nicht das Richtige oder ist es vielleicht einfach die Freude, etwas für sich selbst zu machen?

Kaufkleidung passt mir meist gut und ich gehe nach wie vor ganz gerne mal shoppen – das ist es also nicht. Ich finde es erholsam, meinem vorwiegend geistigen und kommunikativen Arbeitsalltag ein handwerkliches Hobby entgegenzusetzen. Wenn sich Einzelteile zu einem Ganzen fügen, aus zweidimensionalem Stoff ein dreidimensionales Kleidungsstück entsteht  – das  ist ein ganz anderes Erfolgserlebnis als in meinem Job. Dort ist vieles extrem schnelllebig, flüchtig, versendet sich. Nichts ist so alt und uninteressant wie die Nachricht, die Zeitung, die Sendung von gestern – etwas Selbstgenähtes kann dagegen sehr beständig sein. Mein ältestes Teil ist ein Kleid mit Knopfleiste, welches  ich 1992 genäht habe. Es passt übrigens noch.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei unserem gemeinsamen Hobby? Wie setzt Du es für Dich um?

Über Nachhaltigkeit beim Nähen mache ich mir Gedanken, seit ich 2016 die Ausstellung „Fast Fashion“ besucht habe und meine große Tochter fast ausschließlich Secondhand-Klamotten trägt. (Ausnahmen sind einige ausgewählte Wunschteile, die ich Ihr nähe.)  Wir haben alle zu viele Sachen im Schrank, viel zu viele. Ich nähe inzwischen bewusst, um meine Garderobe zu ergänzen. Klar, auch ich verbrauche Stoff, der  nicht ökologisch einwandfrei und gleich hier um die Ecke hergestellt wird. Da soll er dann aber auf jeden Fall als Kleidungsstück ein länger genutztes und geliebtes Teil sein.  Ich war nie jemand, dem in kurzen Abständen ein Shirt oder Kleid nach dem anderen „unter der Maschine hervorhüpft“ – übrigens eine Formulierung, die ich eine Zeit lang in unserer Community ziemlich oft gelesen habe und total daneben fand.  Denn ich frage mich, wann die schnell hervorgehüpften Sachen alle getragen werden? Ich bin eher eine langsame Näherin und liebe durchaus die Herausforderung von schwierigen Stoffen  und/oder  komplexen Schnitten. Ich nähe mir aber deswegen nicht den 3. oder 4.  Mantel oder Gehrock. Meine Devise ist, was ich nähe, ziehe ich auch an. Und mir macht es Spaß, Kleidung geschickt zu reparieren – Stichwort Sashiko-Stickerei bei Jeans, ein neuer Reißverschluss oder Ärmelpatches für den Lieblingspullover der Tochter.  Außerdem werfe ich faktisch keine Stoffreste weg. Für vieles finde ich noch Verwendung (Patchwork, Täschlein als Geschenk, Platzsets,  Kissen…)       

An welchem Projekt arbeitest Du gerade und wie sehen Deine Pläne für den Sommer aus?

Im Moment  liegen zwei Blusenschnitte auf meinem Nähtisch. Und ein schwingender Rock aus einem hellgrundigen Stoff mit einer Art „Hermès“-Muster soll im Sommer noch fertig werden. (Ich habe schon einen in Dunkelblau und liebe ihn sehr.) Außerdem gibt es zwei Geburtstage für die ich  Messenger-Rucksäcke aus Oilskin nähen möchte.

Wo trifft man Dich vielleicht mal persönlich, um mit Dir über die beste Stoffwahl oder den perfekten Saum zu philosophieren?

Für persönliche Verabredungen einfach melden – wir finden einen schönen Treffpunkt  an der Elbe in Dresden, in einem netten Café oder in einem der Stoffläden.

Blog: https://fitzladen.blogspot.com/

Instagram: @fitzladen

Danke Ina für das tolle Interview!

Empfehlungen von Ina findet ihr wie immer in meinem Shop.

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