Gelunges und Nicht-Gelungenes

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Zum Me Made Mittwoch im Juni habe ich wieder zwei neue Kleidungsstücke, die ich euch vorstellen möchte. Eines ist nicht besonders gut gelungen, das andere hingegen – nach Passformschwierigkeiten – mag ich sehr.

Fangen wir mal bei dem weniger optimalen T-Shirt an, weil es auch schon einige Zeit länger fertig ist. Den Stoff hatte ich bei 1000stoff gesehen und einfach mal mitbestellt. T-Shirts kann man ja nie genug haben. Allerdings hätte ich schlauer sein sollen. So schön der Stoff (und eigentlich auch die Stoffqualität) des Designer-Leftover-Rippjerseys auch ist, so hatte ich denselben Stoff in einer anderen Farbe bereits einmal vernäht und mit denselben Problemen, die ich beim neuen Shirt auch wieder hatte. Meine Maschine mag diesen Stoff einfach nicht. Er ist sehr fest gewebt und die Jerseynadeln kommen nicht gut in den Stoff und haben sich immer wieder festgefressen.

Ich hätte vermutlich einiges besser machen können während des Entstehungsprozesses, z.B. Nadeln erneuern und Obertransport nutzen. Vielleicht hätte ich weniger Schwierigkeiten gehabt, aber vielleicht auch nicht. Endergebnis: Die Säume sehen nicht schön aus und am Schlimmsten ist es vorn am Ausschnitt. Ich hab mit der Zwillingsnadel hier keine schöne Rundung hinbekommen, zudem ist der Faden an der Stelle gerissen und ich musste neu ansetzen, das sieht man ja eh immer. Zusätzlich wellt sich der Stoff an der Stelle jetzt unschön. Das bekomme ich mit Bügeln leider nicht weg.

Den unteren Saum habe ich einmal komplett neu gemacht. Da man Nähte mit der Zwillingsnadel so gut wie nicht auftrennen kann, ohne Löcher zu produzieren, habe ich abgeschnitten und neu gesäumt, diesmal mit einem Dreifachstich, so ist das Shirt etwas kürzer geworden.

Es ist schade um den Stoff und meinen Ärger. Ich hatte noch Glück im Unglück, denn das unruhige Muster im Stoff lässt das Malheur etwas weniger deutlich erscheinen. Dennoch ist mein Frust groß.

Schnittmuster: Erica* aus der fibremood
Stoff: Rippenjersey über 1000stoff (nicht mehr vorhanden, aber dieselbe Qualität mit anderem Muster findet ihr hier)
Arbeitsaufwand: 3,5 h
Kosten: 22 €

Ein gelungenes Projekt hingegen ist meine neueste Hose. Allerdings hatte ich auch bei dieser meine Schwierigkeiten, die aber weder mit dem Schnitt oder Stoff zu tun hatten, sondern mit meiner Unkonzentriertheit.

Aber von Anfang an: die Arbeitskolleg*innen meines letzten Jobs haben mir zum Abschied einen Gutschein von Frau Tulpe geschenkt. Das war für mich die Gelegenheit, einen tollen Leinenstoff für eine bereits länger geplante Arthur Pants zu bestellen. Das Schnittmuster gefiel mir schon sehr lange, der Bedarf an Stoff schreckte mich bisher allerdings immer ab.

Mein erster Fehler passierte mir direkt beim Zuschneiden. Da der Stoff ziemlich schräg geschnitten geliefert wurde, hatte ich bei doppelter Stofflage ein Schnittteil für das hintere Hosenbein nicht korrekt aufgelegt, so dass mir am Ende dort ca. 3-4 cm bei einem Bein fehlte. Leider konnte ich den Fehler nicht mehr korrigieren, es war für ein weiteres Hosenbein nicht mehr genug Stoff da. Blieb also nur stückeln. Und da es sich eh nur um den Saum handelte, hakte ich das Ganze schnell ab – wird schon keiner sehen, dachte ich. Und am Ende sieht man es nur, wenn man es weiß, der angestückelte Teil liegt direkt im Saumbruch.

Die Anleitung zur Hose ist sehr ausführlich und leicht verständlich. Es gibt zwei Varianten: entweder man näht komplett mit Gummizug oder mit einem Bund, der vorn geknöpft wird und nur hinten einen Gummizug hat. Ich entschied mich für letzteres, vergass aber im Laufe der Entstehung, die sich über mehrere Wochen hinzog, dass ein Teil der Hose auch einen Gummizug hat. Deshalb erschrak ich mächtig nach der ersten Anprobe. Auch als der Bund gesteckt war, dachte ich: Hilfe, das ist viel zu groß. Also nahm ich in der hinteren Mitte und an den Seiten deutlich Weite raus (insgesamt je Seite ca. 5 cm (!)), als ich in der Anleitung dann an den Punkt kam, dass ich im Rückenteil den Gummi einziehen sollte, fiel mir wieder ein, dass ich die ganze Umarbeit gar nicht gebraucht hätte 🫣. Ich hab es aber so belassen, die Raffung hinten fällt entsprechend klein aus und die Proportionen stimmen trotzdem. Insgesamt hätte ich dennoch ca. 1 Größe kleiner als geplant (8 statt 10) nähen können.

Ansonsten gefällt mir am Schnitt besonders, dass auch das Innenleben super sauber ist, denn die Teilungsnähte werden als Flat Seams genäht, d.h. erst links auf links legen, eine Nahtzugabe zurückschneiden, die andere einschlagen drüberlegen und mit dem Kantenfuß feststeppen. Die Seitennähte sind mit einer französischen Naht genäht und von außen für die Optik abgesteppt. Der Bund wird mit einer Überlappung von 3mm innen eingeschlagen und in der Nahtlinie festgesteppt und die Säume erst 5 mm und dann nochmal 25 mm umgenäht. Es gibt also so gut wie keine sichtbaren Schnittkanten. Am Reißverschlussschlitz habe ich alles mit Nahtband eingefasst.

Diese Art der Nähte gefällt mir sehr gut, ich habe sie bereits bei meiner Arenite Pants genäht, ich würde allerdings etwas festeren Stoff wie das Leinen empfehlen, der weiche Twill-Stoff der Arenite hat die Arbeit erheblich erschwert und man kann nicht so korrekt arbeiten, einige Nähte gehen hier wieder auf, die muss ich mal nacharbeiten.

Trotz meiner beiden Faux Pax bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und froh, endlich auch eine Arthur Pants zu haben. Dunkelgrün ist ja normalerweise nicht so meine Farbe, überhaupt stehe ich nicht so auf grün, aber bei der Hose gefällt mir die Farbe richtig gut und ich hab einige knallige Oberteile, die ich gut dazu kombinieren kann.

Schnittmuster: Arthur Pants von Sew Liberated
Stoff: Leinen über Frau Tulpe
Arbeitsaufwand: 11:45 h
Kosten: 72 €

Wie aus meiner Beschreibung des Nähprozesses ersichtlich, bin ich aktuell sehr unkonzentriert. Auch bei vergangenen Projekten ist mir das immer mehr aufgefallen. Das liegt vermutlich an meiner aktuell unbefriedigenden (vor allem beruflichen) Situation. Ich bin ziemlich gestresst und befinde ich mich in einer Art Warteposition. Das wirkt sich leider auch auf meinen Gesamt-Gemütszustand und das Nähen aus. Ich hoffe, dass sich das bald wieder bessert und ich künftig weniger Fehler mache.

10 Kommentarte
  1. Der Schnitt war mir nach Erscheinen auch sofort aufgefallen, ich mag diesen fast schon skulpturalen Look. Großartig Deine neue Hose! Finde auch Deine Stoffwahl, das Grün wunderschön (zugegeben, ich halte Grün auch als Kleiderfarbe für extrem unterschätzt). Darf ich fragen, wie viele Meter hast Du denn am Ende für die Hose gebraucht? Lieben Gruß Manuela (Twill & Heftstich)
    P. S. Ich drücke Dir die Daumen, dass es bald besser mit der beruflichen Situation wird.

    • Anke 6 Monatenvor
      Antworten

      Ich hab knapp 3 Meter gebraucht, weniger als angegeben.
      Viele Grüße Anke

  2. piek & fein 6 Monatenvor
    Antworten

    Die Kombination aus Dunkelgrün und Pink ist ein toller Hingucker! Mir gefällt auch die Silhouette der Hose sehr gut. Dass nicht alles beim Nähen gelingt, kennen wir wohl alle. Deinen T-Shirt Frust kann ich bei diesem tollen Stoff aber gut verstehen. Ich hoffe, dass sich Deine berufliche Situation schnell verbessert und drücke die Daumen.
    Liebe Grüße von Julia

  3. 3he fecit 6 Monatenvor
    Antworten

    So einen Beifang einer Bestellung bei 1000stoff habe ich diesmal auch vernäht, allerdings ließ sich mein Wollwalk um einiges angenehmer verarbeiten. Schade, dass dein Oberteil aus dem schönen Stoff nicht ganz so wurde wie du es dir erhofft hattest. Die Hose ist dafür sehr gelungen. Die Form und die Silhouette gefällt mir richtig gut. 3m Stoffverbrauch und mehr ist allerdings eine Ansage. Viel Spaß beim Tragen, liebe Grüße, heike

  4. Wow wow wow – ich bin begeistert von der Hose in Kombi mit dem Shirt. Deine Fehlerchen sieht man gar nicht und die Hose ist super gut geworden. Die Farbe gefällt mir sehr gut an dir. Vor allem mit dem Pink! Grün als Kleidungsfarbe habe ich auch noch nicht allzu lange entdeckt, finde es aber mit jedem grünen Projekt cooler und v.a. für mich sehr passend.

    Bei dem Shirt kann ich deinen Frust auch nachempfinden. Vor allem da der Stoff so schön ist und dir auch sehr gut steht. Unkonzentriertheit kennen wir vermutlich alle, dennoch drück ich dir die Daumen, dass sich deine berufliche Situation bald zum Besseren wendet.

    LG Miriam

  5. Anonymous 6 Monatenvor
    Antworten

    Die Farbkombination grün mit pink gefällt mir ausgesprochen gut.
    LG Bella

  6. Anonymous 6 Monatenvor
    Antworten

    Die Hose mit dem pinken Oberteil ist ja mal der Hammer, einfach krass cool. Das SM der Hose finde ich auch sehr interessant. Das grün, wirklich klasse und dabei ist das auch nicht meine Farbe. Zu diesem SM jedenfalls perfekt gewählt. Das mit dem Jerseystoff ist schade und ich verstehe deinen Frust.
    Beruflich drücke ich dir die Daumen. LG Birgit

  7. Anonymous 6 Monatenvor
    Antworten

    Wäre es denn eine Option, einen V-Ausschnitt für das T-Shirt zu basteln, sodass man die wellige Stelle nicht mehr hat?

    • Anke 6 Monatenvor
      Antworten

      Nein, nicht wirklich. In sowas bin ich nicht gut und der Stoff bleibt ja derselbe.

  8. […] ich dieses Shirt in schwarz haben wollte. Allerdings war ich recht skeptisch nach meinem letzten Shirt-Desaster. So fiel mir die Stoffauswahl auch sehr schwer. Dennoch habe ich mich für einen weich fallenden […]

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